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Die Bürgermeister der Gemeinde Kaisers von 1730 – 2017:

ehemalige Bürgermeister


kaisers_wappen

Bewegte Geschichte symbolisiert das Kaiserer Dorfwappen –

Existenzkampf und Heimatliebe

1985 erhielten wir unser Gemeindewappen.
Der abgebildete Sennkessel, versinnbildlicht die Almwirtschaft, die durch die Jahrhunderte – seit der Besiedelung von Kaisers im 13. Jahrhundert – eine Lebensgrundlage der Gemeinde gewesen ist.

Der Sennkessel symbolisiert die bewegende Geschichte eines Menschenschlages, der gegen alle Erschwernisse, mit der die Menschen in einer zwar schönen, jedoch kargen Bergwelt gesegnet sind, standhielt, weil er seine Heimat liebte und diese Liebe von Generation zu Generation weitergab. Es steht außer Zweifel, dass Kaisers als Dauersiedlung älter als 600 Jahre ist. Dies beweist eine noch im Original erhaltene Steuerliste des Gerichtes Landeck aus dem Jahr 1275, in der indirekt eine Ansiedlung in Kaisers erwähnt wird.
Diese ältesten Bewohner werden als >>apud illum Lech<<, das heißt >> bei jedem Lech<< Wohnende bezeichnet. Es sind also 1275 schon mehrere Steuerpflichtige genannt, die hier mit ihren Familien angesiedelt waren. Es standen also schon damals die Urhöfe von Kaisers.

Es war damals die Zeit, in der in ganz Tirol auf Höfen, oft in extremen Höhenlagen, Dauersiedlungen errichtet wurden, sogenannte Schwaighöfe mit reiner Milch- und Viehwirtschaft, die meist 5 – 6 Kühe hielten und deren diverse Abgaben aus Käselieferung bestand. Das „Kasern“ war somit schon zu Beginn der Besiedlung im 13. Jahrhundert deren Lebensgrundlage. Die Steuerliste von 1275 beweist auch, dass die Kaiserer steuermäßig zur damaligen Steuergemeinde Stanzertal gehörten, und dass die Besiedelung über das Kaiserjoch erfolgt war. Auch die nächste urkundliche Nennung beweist dies, indem Kaisers als zum Gericht Landeck gehörig bezeichnet wird. Doch bis zu dieser nächsten und so bedeutenden Urkunde von Kaisers vergingen 110 Jahre. Aus dieser langen Zeit ist uns keine weitere Nachricht überliefert. Sicher ist, dass in diesen drei Generationen die kleine Ansiedlung durch Güterteilung bereits gewachsen ist. Genau vor 600 Jahren fällt dann zum ersten Mal der Name Kaisers. In der betreffenden Urkunde geht es >>um den Berg Khaiser<<, um den Kienberg und um jene, >>die in Kaiser sitzen<<. Und um was geht es in der Urkunde, die am 6. Februar 1385 ausgestellt wurde?

Nun, es ging schon damals um die Almrechte. Auf Klagen der Stanzertaler berief der Landecker Richter eine Versammlung ein. Nach zahlreichen Einvernahmen und Aussagen von sogenannten Kundschaftsleuten fertigte er den Stanzertalern eine Urkunde aus, die folgendes besagt: Es sollte so bleiben, wir von Alters her gekommen: Die Stanzertaler dürfen ihr Almvieh bei Schlechtwettereinbruch und >> anderen schweren Nöten<< von ihren Almen bis >>unter den Kienberg<< hinuntertreiben und dort zeitweilig „stablen“, also weiden, denn es gehöre ohnehin alles dem Gerichtsherrn bzw. Landesfürsten, und die >>in Kaiser sitzen<<, sollen diese Rechte >>nicht engen<<, wie es in der Urkunde heißt.

1427 taucht dann Kaisers neuerdings aus dem Dunkel der Geschichte auf.

Es geschieht dies in der großen Steuerveranlagung von 1427 für ganz Tirol. Man nennt sie Feuerstättenverzeichnis. Warum dieser Name? Als Steuereinheit wurde damals die Feuerstätte festgelegt. Hier klingt das Wort vom eigenen Herd durch, jeder selbständige Haushalt war eine Steuereinheit, die sich damals meist noch mit einem eigenen Haus deckte. Und in dieser Steuerliste von 1427 – das ist jetzt sehr bemerkenswert – werden die Kaiserer seperat von den Stanzertalern angeführt. Und das ist genauso bemerkenswert im ganzen Stanzertal 65. >> In Chaiser<<, wie es jetzt heißt, waren also innerhalb von 150 Jahren aus zwei oder drei Höfen zehn geworden, zehn Familien lebten dort, womit eine damalige Einwohnerzahl von etwa 60 anzunehmen ist. Die folgenden Jahrhunderte können nur in Stichworten skizziert werden. Im Jahre 1661 zählte Kaisers 156 Einwohner, im Jahre 1701 waren es 207, ein Höchststand in der Geschichte der Gemeinde. Als ein besonderes Stichjahr ist das Jahr 1737 zu bezeichnen, in dem Kaisers eine eigene Dorfordnung erhielt bzw. sich gab.

Die Jahrhunderte hier verstrichen im ewig gleichen Rhythmus des harten Bergbauernjahres: Von Peter und Paul bis zum Annatag wird das Frühheu eingebracht. Dann geht alles, was laufen kann, in die Hochmähder, wo von jeder Familie einige Dutzend Bündel Heu zusammengerafft werden. Nur von Samstag abends, wenn von überall aus der Höhe die Leute mit braunen Gesichtern den Häusern zuströmen, bis Montag in aller Früh ist das Dorf während dieser Sommerwochen bevölkert. Nach der Grummeternte und dem Einbringen der paar Erdäpfel, die für die größere Familien nicht ausreichten, werden Wege ausgebessert, wird das im Frühjahr aufgeschnittene Holz aufgescheitet. Im Jänner beginnt der Heuzug, der durch mehrere Wochen wieder alle Kräfte anspannt. Ebenso wird bei gutem Wetter das Holz heimgeschafft, das zum größten Teil westlich des tiefen Taleinschnittes zu holen ist und deshalb einmal hinunter und wieder über den steilen Hang hinaufgebracht werden muss. Im Frühjahr wird der Dünger auf die Felder gebracht, Holz gefällt, Zäune ausgebessert. Ein bisschen Zeit der Ruhe von den Mühen des neuen Sommers. Ein Jahresablauf, wie er durch Jahrhunderte gleichblieb.

Die Viehzucht allein konnte eine vielköpfige Familie nicht ernähren. Viele erwachsene Söhne und Töchter mussten ihren Lebensunterhalt als Hirten auf den benachbarten Almen, als Knechte und Mägde im Lechtal und Stanzertal suchen. Manche wanderten als Maurer, Gipser, Zimmerleute oder Knechte nach Württemberg. Aus dem Rückblick in die Geschichte entstand aber auch das neue und eingangs erwähnte Symbol der Gemeinde: ein prachtvolles und einprägsames Gemeindewappen, ein Synonym für den ständigen schweren Existenzkampf jedes einzelnen, jeder Familie und der ganzen Gemeinde.